Rohstoffe – Diversifikationsnutzen für chancenorientierte Anleger

Ohne Rohstoffe gibt es kein Leben auf der Erde. Ohne diese in der Natur vorkommenden, natürlichen Rohstoffe gibt es keine Entwicklung und keinen Fortschritt, keine Industrialisierung. Rohstoffe halten uns und die Wirtschaft am Leben. Die wachsende Weltbevölkerung und die aufholende Entwicklung vieler Länder werden den Hunger, die Nachfrage nach Rohstoffen unverändert antreiben.

Die Endlichkeit vieler Rohstoffe und deren Produktions- und Marktstrukturen beeinflussen die Preisbildung und können zu Verzerrungen und Übertreibungen führen. Das sahen wir in den letzten Jahren bei stark unterschiedlichen Rohstoffen wie Gold, Mais, Reis, Kaffee und Öl.

Die Anlageklasse Rohstoffe, im Englischen auch Commodities genannt, ist wohl die heterogenste, wenn man sie mit Aktien, Anleihen und Immobilien vergleicht. Diese Klasse unterteilt sich grob in sogenannte „Soft Commodities“, landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide und Vieh, und „Hard Commodities“. Das sind Edel- und Industriemetalle sowie Energie wie Öl, Gas und Strom.

Wie kann man als Privatanleger in Rohstoffe investieren?

Rohstoffe werden an spezialisierten Börsen oder direkt zwischen den Marktteilnehmern gehandelt und basieren meistens auf standardisierten Kontrakten (Verträgen). Die bekanntesten Börsen sind die Chicago Board of Trade und London Metal Exchange.

Da wohl fast alle Privatanleger, von Gold und Silber einmal abgesehen, Rohstoffe nicht physisch erwerben und entsprechend lagern wollen, greifen sie auf Finanzinstrumente zurück. Schweinbäuche, Öl und Weizen möchte man nun wirklich sehr selten in größeren Mengen persönlich kaufen. Als Finanzinstrumente stehen Optionen und Futures (Terminkontrakte) auf einzelne Rohstoffe zur Verfügung. Der Kauf von diesen Instrumenten für einzelne Rohstoffe wird von uns, die wir einen sehr diversifizierten Investitionsansatz verfolgen, nicht empfohlen. Zusätzlich übersteigen die Risiken dieser Instrumente wohl den Risikoappetit der meisten Anleger.

Ein an Rohstoffen interessierter Anleger hat die Möglichkeit, in einen aktiv gemangten Rohstofffonds oder in einen ETF auf einen der wenigen, marktbreiten, breit-diversifizierten Rohstoffindizes zu investieren.

Nun kann man auf die Idee kommen, Aktien von Goldminenbetreibern und Ölgesellschaften zu kaufen. Jedoch verhalten sich die Kurse der Rohstoffe nicht synchron zu den Aktienkursen. Aktienbasierte Rohstoffinvestitionen sind deshalb eine Branchenstrategie am Aktienmarkt und keine Investition in Rohstoffe.

 Gängige Rohstoff-Indizes, die auch als ETF erhältlich sind, sind der

–       Thomson Reuters / Jeffries CRB Index (TRJ/CRB)

–       Continuous Commodity Index (CCI)

–       S&P Goldman Sachs Commodity Index (S&P GSCI)

–       Dow Jones – UBS Commodity Index (DJ-UBSCI)

–       Rogers International Commodity Index (RICI)

–       UBS Bloomberg – Constant Maturity Commodity Index (CMCI) und

–       Deutsche Bank Liquid Commodity Index Optimum Yield Balanced (DBLCI-OY)

Die Indizes unterscheiden sich in der Gewichtung und Anzahl der enthaltenen Rohstoffe. RICI basiert gegenwärtig auf 37 Rohstoffen mit einem sehr hohen Anteil an zwei Rohölsorten von 29 Prozent, gefolgt von Naturgas und Gold mit je 5 Prozent.

 Auf der anderen Seite beinhaltet der TRJ/CRB wie auch der DJ-UBSCI nur 19 Rohstoffe. Schauen wir uns die Gewichtung der einzelnen Rohstoffklassen in den Indizes an, fällt auf, dass in allen Energie den größten Anteil einnimmt. Es geht von 75 Prozent bei S&P GSCI bis zu etwa 33 Prozent im DJ-UBSDCI.

Bevor Sie sich für ein ETF auf einen Rohstoffindex entscheiden, sollten Sie sich mit der Konstruktion des Indexes wie der Zusammensetzung und der Gewichtung der einzelnen Rohstoffe eingehender beschäftigen.

Wie unterscheidet sich die Anlageklasse von den anderen Klassen?

Die Preise der Indizes spiegeln die Preisentwicklung der Rohstoff-Futures an den Börsen wider. Deshalb können – anders als bei den anderen Anlageklassen – keine Dividenden ausgeschüttet werden, keine Zinszahlungen oder irgendwelche anderen Zahlungsströme fließen. Die ETF auf die Indizes sind nur thesaurierend, nicht ausschüttend.

Auch die Risiken sind komplexer. Rohstoffpreise schwanken häufig stärker als Aktien- und Anleihekurse. Die Preisrisiken sind komplexer und die Märkte bei vielen Rohstoffen enger und illiquider. Die Preisbildung einiger Rohstoffe wie Öl wird von Organisationen wie die OPEC und durch regulatorische Vorgaben von Aufsichtsbehörden beeinflusst. Ferner kann ein zyklisches Angebots- und Nachfrageverhalten zu starken Schwankungen führen. Rohstoffe werden überwiegend in US-Dollar gehandelt. Auf- und Abwertungen von Währungen können ebenfalls einen auf die Preisgestaltung haben wie politische Risiken in diversen rohstoffreichen Ländern und klimatische Einflüsse auf Ernten – um damit nur ein paar Risiken aufzuzeigen.

Welchen Beitrag kann die Anlageklasse in einem Portfolio leisten?            

Eine Investition in ein ETF auf einen der oben erwähnten Rohstoff-Indizes ist nur für langfristig ausgerichtete Anleger geeignet, die in den Genuss des Diversifikationsvorteils kommen wollen und aber gleichzeitig bereit sind, größere Risiken oder eine höhere Volatilität in Kauf zu nehmen.

Nach einer Untersuchung von Jacobs, Müller und Weber „Wie diversifiziere ich richtig?“ vom Mai 2009 korrelierte die Anlageklasse Rohstoffe, berechnet auf Basis des S&P GSCI-Index, in dem Zeitraum 1973 – 2008 leicht negativ mit Anleihen und leicht positiv mit Aktien. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch wir in unserem Buch „Asset Allocation“ für den Zeitraum 1987 – 2010, wobei wir die Daten des TRJ/CRB nahmen.

Ob Rohstoffe einen Inflationsschutz bieten, ist für Anleger im Euroraum aufgrund der unterschiedlichen Inflationsraten und des Währungseffektes zum US-Dollar nicht so eindeutig zu beantworten wie für die USA. Denn dort korrelieren Inflationsraten und Rohstoffpreise positiv, wie es zahlreiche Untersuchungen belegen. Zu beachten ist aber, dass auch in den USA Ein-Jahreskorrelationen sehr stark schwanken können.

Nur in unserem Musterportfolio „Chance“ haben wir Rohstoffe. Das Portfolio enthält 5 Prozent Gold und 5 Prozent Rohstoffe, wobei wir den TRJ/CRB (Reuters-Jeffries-Index) zur Berechnung heranziehen.  Sollte diese Anlageklasse weiterhin im Depot bleiben?In unserem Buch „Asset Allocation“ haben wir zusätzlich für ein paar Indizes die Renditen für den Zeitraum von 1997 bis 2011 errechnet. Sie lagen bei einer jährlichen Volatilität (Risiko) von 14 Prozent bis 23 Prozent zwischen 3 Prozent pro Jahr für den S&P GSCI und 11 Prozent für den CMCI. Bei einer Untersuchung des Rendite-Risiko-Profils in unserem Buch „Krisensicher Investieren“ für die Jahre 1999 bis 2009 rentierte am besten der Index RICI mit 10 Prozent p.a. bei einem Risiko 40 Prozent. Damit liegen die Renditen in etwa in der Größenordnung von Aktienindizes.

Professionelle Anlagestrategen wie Ulrich Stephan von der Deutschen Bank oder Experten der Deka-Bank (Sparkassen) prognostizierten Ende 2013, dass die Rohstoffpreise 2014 insgesamt weiter unter Druck bleiben beziehungsweise sich nicht erholen werden. Das galt besonders für die Energierohstoffe und auch Gold – mit Ausnahme vielleicht von den Edelmetallen Palladium und Platin.

Die meisten dieser Strategen werden seit Anfang des Jahres jedoch von der Entwicklung auf den Rohstoffmärkten eines anderen belehrt. Der TRJ/CRB-Index legte seit Januar um die 10 Prozent zu und überholte damit Anleiherenditen. Frisches Anlagekapital floss erstmalig seit über 12 Monaten wieder in Rohstoff-ETF. Von allen Rohstoffsektoren verzeichneten nach Aussage der Deutschen Bank nur Industriemetalle negative Erträge. Sie beruhen in erster Linie auf der Wachstumsschwäche der chinesischen Wirtschaft. Die Analysten revidieren zunehmend ihre skeptische Einstellung und betrachten die Entwicklung des Sektors verhalten positiv für das restliche Jahr. Denn es wird weiterhin mit einer verbesserten Wirtschaftsentwicklung in den USA und in China und mit einer unverändert anhaltenden Flut billigen Geldes gerechnet. Eine Abwertung des Euro dürfte sich aus deutscher Anlegersicht ebenso positiv auf die Kursentwicklung eines Rohstoff-ETF  auswirken, da die Rohstoffe in USD quotiert sind. Negativ könnte sich ein Anstieg der langfristigen Zinsen in den USA auswirken.

Wir betrachten aufgrund der Ausführungen in diesem Artikel unverändert eine Rohstoffbeimischung mit Hilfe eines marktbreiten, auf einem Rohstoffindex basierenden ETF in einem Chance-Portfolio als eine Diversifikationsmöglichkeit.

Das Musterportfolio “Chance” ist für Anleger, die größere Kursrisiken akzeptieren, um dadurch längerfristig mit einer höheren Risikoprämie belohnt zu werden. Es besteht aus 10 Prozent Tagesgeld, 30 Prozent Staatsanleihen, 30 Prozent Aktien Industrieländer, 20 Prozent Aktien der Schwellenländer (MSCI Emerging Markets), 5 Prozent Gold und 5 Prozent Rohstoffe (Reuters-Jeffries Index).

26.05.2014

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