Grundkonzept der Asset Allocation

Das Grundkonzept der Asset Allocation oder Portfoliostrukturierung klingt kompliziert, ist es aber nicht. Schon vor zweitausend Jahren enthielt der babylonische Talmud einen Hinweis zur klugen Vermögensaufteilung: „Lass jeden Mann sein Vermögen in drei Teile teilen.“ Er wurde noch konkreter: Denn ein Drittel sollte in Grund und Boden, eine Drittel in Unternehmen und ein Drittel in bar gehalten werden. Weitere bekannte Sprüche zur Anlagendiversifikation sind, dass man nicht „alle Eier in einen Korb“ legen und „mehrere Eisen im Feuer haben“ soll, oder auch, dass „der einzige Investor, der nicht diversifizieren sollte, derjenige ist, der immer 100% richtig liegt“ (John M. Templeton).

Grundsätzlich bewegt sich jeder Anleger und Sparer in dem sogenannten magischen Dreieck aus hoher Liquidität, maximaler Rendite und minimalem Risiko. Er positioniert sich innerhalb des Dreieckes und wird wahrscheinlich ein Plätzchen zwischen den Extremen der kompletten Risikovermeidung und der reinen Spekulation oder „volles Risiko“ finden. Wie findet er nun sein angemessenes Plätzchen, auf dem er sich wohlfühlt?

Asset Allocation umfasst einerseits den Prozess des Zusammenstellens eines Portfolios und andererseits die Entscheidung über die entsprechende Gewichtung von Anlageklassen wie Anleihen, Aktien und Rohstoffe in einem Portfolio. Die Entscheidung über die Anlageklassen und die Gewichtung wird in der Asset Allocation jeweils auf den individuellen Risiko- und Renditeappetit eines jeden Anlegers zugeschnitten.

Die Anlageklassen können grob in sogenannte „offensive“ und „defensive“ unterschieden werden. Zur ersten Klasse gehören als Renditetreiber Aktien, Rohstoffe und Gold. Zur anderen Anlagenklasse können als Risikobegrenzer Tagesgeld, Anleihen und Immobilien gerechnet werden. Alle Anlageklassen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der Risiken und Renditen als auch meistens hinsichtlich der Wertentwicklung in den verschiedensten Marktphasen. Durch die Mischung unterschiedlicher Wertpapiergattungen gelingt es, dass das Portfolio insgesamt weniger riskant ist als der Durchschnitt der jeweils einzelnen Anlagen. Es ist möglich, die Rendite bei einem vorgegebenen Risiko zu maximieren oder das Risiko bei einer gewünschten Rendite zu minimieren.

Die Magie dieser Diversifikation besteht darin, dass Schwankungen der historischen Renditen der Anlageklassen unterschiedlich und teilweise sogar gegenläufig sind. Je unabhängiger die Renditeverläufe der gewählten Wertpapiergattungen sind, desto positiver entwickelt sich ihr Portfolio auch in Zeiten, bei denen eine oder mehrere Anlageklassen an Wert verlieren.

Die Auswahl der Anlageklassen hängt von der zugedachten Funktion im Portfolio ab – nämlich von Risikobegrenzung, Rendite und Liquidität. Keines der Anlageklassen vereint alle Funktionen. Maximale Rendite bei minimalem Risiko und bestmöglicher Liquidität ist nicht möglich. Tagesgeld ist sehr liquide, wirft aber kaum Zinsen ab. Bundesanleihen sind risikoarm und leicht liquidierbar, aber kaum rentierlich. Dahingegen werden von Aktien aus Schwellenländern höhere Renditen erwartet.

Je nach Anlageziel und Risikoprofil muss jeder Anleger im Rahmen der Asset Allocation die drei Funktionen gewichten und die entsprechenden Anlageklassen auswählen. Dabei ist es möglich, Risiken im Vorfeld auszuschließen. Durch die Wahl eines breit aufgestellten Aktienindexes können beispielsweise unternehmensspezifische Risiken vermieden werden. Ebenso entstehen keine Währungsrisiken, wenn nur auf Euro lautenden Anleihen oder Indizes ins Portfolio gelegt werden.

Bei einer Asset Allocation oder auch Portfoliozusammenstellung kommt es darauf an, dass

  • Anlageklassen gewählt werden, die die Risikoneigung eines Anlegers und das Portfoliorisiko in Einklang bringen,
  • Anlageklassen ausgesucht werden, die möglichst gering korrelieren, um dadurch Marktpreisrisiken zu reduzieren, und

  • breit diversifizierte Indizes genommen werden, um unsystematische Risiken zu vermeiden.

Ein richtig zubereiteter und richtig gemischter Cocktail aus den obigen Ingredienzen wird seine positive Wirkung besonders auch in volatilen und unsicheren Zeiten entfalten. Und er ist weitaus bekömmlicher als einer aus willkürlichen Zutaten gemixter. Davon sind wir überzeugt. Insgesamt ausführlichere Informationen gibt es dazu im ersten Teil unseres Buches “Asset Allocation”.

Auf einzelne Zutaten gehen wir in den folgenden Artikeln ein. Anschließend werden wir Ihnen zeigen, wie sich diese Zutaten anhand einfacher Praktiker-Regeln in ausgewogene Portfolios übersetzen lassen. Ähnlich einem Cocktail hängt dabei die Schärfe, also die Dynamik der Portfolios, von der individuellen Risikobereitschaft ab.

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